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Die an der Typoskriptfassung orientierte spätere Druckfassung kommt, obwohl sie evtl. auf etwas Missratenem basiert, wieder der zweiten Zeichnung aus MS 117 am nächsten. Dort wurde die durchgehend schwarz gefärbte Tangente als eine quasi mikroskopisch vergrößerte Linie wiedergegeben. Es fällt nun aber auf, dass die Schwärzung der Tangente für den erwünschten Eindruck unnötig ist, sie irritiert, weil sie zwei unterschiedliche und höchst artifiziell anmutende Segmentierungsweisen für Tangente und Kreisbahn unterbreitet. Zweitens irritiert bei genauerer Betrachtung der Graphik, dass die auf der Kreisbahn befindlichen Quadratflächen nicht mit der vorbeilaufenden Tangentenbahn synchronisiert sind. D.h. die dichteste Position wird nicht von einer Quadratfläche voll eingenommen, sondern vielmehr von einer Grenze zwischen dem zweiten schwarzen Quadrat von links und dem zweiten weissen Quadrat von links. In den beiden Typoskriptfassungen war es dahingegen das weisse Quadrat, das die grösste Nähe zur Tangente aufwies und vor deren Übermalung einem schwarzen Quadrat gegenüberstand [Abb. 6].

IV.

Die (Nach-) Zeichnungen zum Tangentenmotiv sind durch motivische oder partielle Wiederholungen [38] ebenso wie durch Varianten, Abweichungen, Entwicklungen und Entscheidungen gekennzeichnet. Sie exemplifizieren damit die Offenheit unter der das Nachzeichnen als ein Regelfolgen gelten kann und geben zudem Anlass, über das Zustandekommen produktiver Entscheidungen und bezugnehmender Differenzierungen im Nachzeichnen nachzudenken. Sie weisen dessen produktive Offenheit nach, die auch daran zu erkennen ist, dass sich das Beispiel von Wittgensteins Tangentenzeichnungen mehrfach mit weiteren Prozessen des Nachzeichnens überschneidet.

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